Tabakmanufaktur Gebrüder Bernard

Schnupftabakflasche ("Schmalzler") von Bernard, 20. Jahrhundert / © Sammlung PRISARD
Schnupftabakflasche ("Schmalzler") von Bernard, 20. Jahrhundert / © Sammlung PRISARD

Biografie und Firmengeschichte

(dr). Das Traditionsunternehmen Bernard Schnupftabak – vor dem 2. Weltkrieg die größte Schnupftabakfabrik Deutschlands – geht auf die Gebrüder Johann Nikolaus (1709-1780) und Johann Heinrich Bernard († 1766) zurück.

 

Als diese die seit 1687 bestehende väterliche Tabakfirma mit Sitz in Frankfurt am Main erben, gründet Johann Nikolaus Bernard 1733 dank weitreichenden Privilegien durch Fürst Wolfgang Ernst I. zu Isenburg-Büdingen (= Graf Wolfgang Ernst III. zu Isenburg-Birstein; 1686-1754) in Offenbach am Main die Fürstlich Isenburgische privilegierte Schnupftabakfabrik. Nach kurzer Zeit tritt auch der Bruder als Teilhaber in das bald äußerst florierende Unternehmen ein.

 

Nach dem Tod von Johann Heinrich Bernard im Jahr 1766 erben seine beiden Kinder, Jeanne Rahel (1751-1822) und Peter (1755-1805) die väterlichen Geschäftsanteile. Zwei Jahre später (1768) macht Johann Nikolaus Bernard den hugenottischen Unternehmer und Bankier Jean Georg dʼOrville (1747-1811) zum Teilhaber der Firma, woraufhin dieser seine Nichte Jeanne Rahel Bernard heiratet. Die beiden Schwäger Peter Bernard und Jean Georg dʼOrville führen das Geschäft derart erfolgreich weiter, dass sie später auf dem Produktionsgelände ihrer Tabakmanufaktur in der Offenbacher Herrnstraße für beide Familien ein imposantes barockes und klassizistisches Herrenhaus (heute: »Büsing-Palais«) mit Park- und Gartenanlage errichten lassen. Der Schriftsteller Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) ist ein Freund der Familie dʼOrville und erwähnt diese öfters in seinem literarischem Werk.

 

Als Jean Georg dʼOrville 1811 stirbt, erbt sein Sohn Peter Georg dʼOrville (1783-1858) – der erste und dritte Bürgermeister der Stadt Offenbach – dessen Unternehmensanteile. Aus zollrechtlichen Überlegungen gründet Peter Georg dʼOrville 1812 zusammen mit seinem Geschäftspartner Jakob Philipp in Regensburg eine Zweigniederlassung. Diese wird 1923 mit der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft zum neuen Hauptsitz. Der Offenbacher Standort wird 1955 aufgegeben, nachdem die Produktion bereits 1896 aus dem Büsing-Palais in den in der gleichen Straße gelegenen sog. »Bernardbau« ausgelagert worden war. Als 1999 der gesamte Betrieb nach Sinzing überführt wird, entsteht in Regensburg in den ehemaligen Produktionsräumen der Schnupftabakfabrik ein Museum zur Firmen- und Tabakgeschichte.

 

Die 2008 aus wirtschaftlichen Gründen umstrukturierte Bernard Tabak AG produziert ihren beliebten (Schnupf-)Tabak heute am Sinzinger Standort unter dem neuen Namen Bernard Schnupftabak GmbH.

Schmalzler und Schmalzlerfranz

Schmalzlerfranz – Kennzeichen für die beliebteste Tabaksorte von Bernard / © Bernard Schnupftabak, Sinzing (D)
Schmalzlerfranz – Kennzeichen für die beliebteste Tabaksorte von Bernard / © Bernard Schnupftabak, Sinzing (D)

Die beliebteste Tabaksorte von Bernard ist unverändert der

»Schmalzler« mit dem sog. Schmalzlerfranz als ihrem Wahrzeichen. Die Produktion des Schmalzlers ist laut Firmenangaben besonders aufwändig und wird bis heute in traditioneller Weise größtenteils von Hand hergestellt. Als »Schmalzler«-Tabaksorten gelten Klostermischung, Brasil Feinst, Brasil Fresco, Brasil doppelt fermentiert, Regensburger Pris, Aecht-altbayerischer Schmalzler, Zwiefacher Schmalzler-Snuff und Magic Moments. Weitere Tabakprodukte aus dem Hause Bernard sind u.a. Gekachelter Virginie, Feiner Offenbacher Cardinal, Alt-Offenbacher köstlich, Feinster Kownoer, Civette extrafein, Naseweis, Polar Prise, Wiesn Snuff, Fichtennadel-Tabak und Tiger sowie die Zigarren Fiaker Virginia.

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Bildwiedergabe (Schmalzlerfranz) mit Genehmigung von

Bernard Schnupftabak, Sinzing (D)