Zuckerzange von Abraham Barrier (London, um 1760)

RES.18.002 Zuckerzange von Abraham Barrier (London, um 1760) / © Sammlung PRISARD
RES.18.002 Zuckerzange von Abraham Barrier (London, um 1760) / © Sammlung PRISARD

Objektbeschreibung

Silberschmied: Abraham Barrier, auch: Barrière

Herstellerzeichen: AB

Ort: London (GB)

Datierung: George II., um 1760

 

Material: Silber

Maße: 124x55mm

Gewicht: 34g

Biografie und Firmengeschichte

(dr). Der Name Barrière (auch Le Barrière, Barriere, Barrier, Baryer, Barriey, Barr[er]) ist unter Hugenotten in Frankreich und im englischen Refuge relativ verbreitet. Besonders häufig findet er sich in den Kirchenregistern Londons. Auch der Name "Abraham Barrier" findet sich gleich mehrfach: Während teils von Vater und Sohn gleichen Namens die Rede ist, bleibt es an anderen Stellen bislang unklar, ob es sich möglicherweise um ein- und dieselbe Person oder aber um einen Namensvetter handelt.

 

Nachgewiesen sind folgende Registereinträge:

 

(A) Abraham Barrier

1727 heiraten Abraham Barrier und Jeanne Gaussoin (Gossuin) in der Hugenottenkirche La Patente de Soho, London. Trauzeugen sind die Eltern des Bräutigams, Abraham und J(e)anne Barrier, sowie die Mutter der Braut, Sara Gossuin. Aus dieser Ehe sind mindestens zwei Kinder bekannt: Zunächst ein Sohn ohne Namenseintrag (*1731) und sodann ein zweiter Sohn namens Thomas (*1733), beide getauft in der zur French Church of Le Petit Charenton gehörenden West Street Chapel in Soho, London.

 

(B) Abraham Barrier

1765 werden in der Kirche St.-Martin-in-the-Fields in Westminster, (Soho?), London, die Zwillinge Mary und Susanna getauft. Eltern sind ein Abraham Barrier und dessen Frau Jane.

 

(C) Abraham Barrier

1773 heiraten Abraham Barrier und Elizabeth, geb. Remy, in der Old Church von St. Pancras, London. Aus dieser Ehe sind drei Kinder nachgewiesen: Jane (*1774) und Ann (*1775), beide getauft in der St. Pancras Old Church. Sohn Francis Louis (*1778) wird in der Kirche St. Anne in Soho, London, getauft.

 

(D) Abraham Barrier

1787 lassen ein Abraham Barrier und seine Frau Catherine ihr Tochter Louisa Anne in der St. Anne´s Church in Soho, London, taufen.

 

(E) Gold- und Silberschmied

Abraham Barrier ist als Gold- und Silberschmied in den Hugenottenvierteln Londons wie folgt nachgewiesen: Im Jahr 1775 praktiziert er in der Stephen Street, Rathbone Place, wobei hier für die Jahre 1773-1774 eine Zusammenarbeit mit Louis Ducommieu (Ducommon) belegt ist. Im Dezember 1777 wird Abraham Barrier in St. Anne´s Court, Soho, ansäßig, bevor er 1781 in die Grafton Street, Soho, übersiedelt.

 

Fazit

Versucht man die Daten zusammenzuführen, ergibt folgendes Bild: Denkbar ist, dass der Gold- und Silberschmied Abraham Barrier (E) und der mit Elizabeth Remy verheiratete Abraham Barrier (C) identisch sind. Dafür würden mehrere Gründe sprechen:

 

Erstens liegt die 1775 gültige Adresse der Barrierschen Gold- und Silberschmiede, Stephen Street, Rathbone Place, nur rund 700m von der St. Pancras Old Church entfernt, wo Abraham Barrier (C) 1773 heiratet und 1774 und 1775 seine Kinder taufen lässt. Dass sich Leben und Wirken auf einem derart kleinen Raum abspielten, dürfte für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich sein.

 

Zweitens übersiedelt die Barriersche Gold- und Silberschmiede wenig später, im Jahr 1777, nach St. Anne´s Court. Dem entspricht, dass der im Folgejahr geborene Sohn von Abraham Barrier (C), Francis Louis Barrier (*1778), nicht wie seine Geschwister in der St. Pancras Old Church sondern neu in der Kirche St. Anne´s, Soho, getauft wird. Letztere liegt wiederum nur rund 300m von St. Anne´s Court, der neuen Adresse der Barrierschen Gold- und Silberschmiede, entfernt. Dass mit dem Wechsel des Arbeits- und Wohnortes auch ein Wechsel der Kirchenzugehörigkeit einhergeht, erscheint plausibel.

 

Dass der Name Abraham Barrier in London in einem überschaubaren Zeitraum relativ gehäuft auftritt, lässt sich auch darauf zurückzuführen, dass in mindestens einem Fall von Vater und Sohn – und möglicherweise auch von einem Enkel – die Rede ist (Abraham Barrier Senior/Junior). Dass Kinder zu dieser Zeit oft den Vornamen ihrer (Groß-)Eltern getragen haben und sich ein Vorname somit über Generationen hinweg erhalten konnte, ist hinlänglich bekannt. Denkbar ist auch, dass Abraham Barrier mehrfach verheiratet war: Auch auf diese Weise ließe sich erklären, warum innerhalb eines kleinen zeitlichen und geographischen Raumes der Name derart gehäuft auftritt.

 

Die genauen Zusammenhänge müssen vorerst offen bleiben und zwar solange, bis weiterführende Daten vorliegen.

Nordansicht der Kirche St. Anne, Soho (London), 18. Jahrhundert (untere Bildhälfte) / © Sammlung PRISARD
Nordansicht der Kirche St. Anne, Soho (London), 18. Jahrhundert (untere Bildhälfte) / © Sammlung PRISARD

St. Anne´s Church, Soho (Westminster, London)

Kirche St. Anne, Soho (Westerminster, London) untere Bildhälfte

 

Kupferstich von Benjamin Cole, 18. Jahrhundert.

Einzelblatt aus: William Maitland, The History and Survey of London from its Foundation to the Present Time, London: T. Osborne, J. Shipton & J. Hodges, 1756.

Bildlegende
"The North Prospect of St. Anne´s Westminster"

Die Nordansicht von [der Kirche] St. Anne, Westminster

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Gönner und Förderer