Histoire de France sous le règne de Louis XIV (Rotterdam, 1722)

© Sammlung PRISARD
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Isaac de Larrey:

Histoire de France sous le règne de Louis XIV

Geschichte Frankreichs unter der Herrschaft Ludwigs XIV.

 

(dr). Der als Historiograph bekannt gewordene Isaac de Larrey (*1638/39) flüchtet nach der Aufhebung des Edikt von Nantes (1685) nach Holland und wird später preussischer Hofrat in Berlin, wo er am 17. März 1719 stirbt. Seine Histoire de France berichtet u.a. von der Verfolgung der Hugenotten in Südfrankreich und dem Kamisardenkrieg. So beschreibt Larrey auch die Grausamkeiten, die bei den Dragonaden und den damit verbundenen Zwangsbekehrungen gegen die Protestanten verübt wurden. Dass er sich dabei mit Vorwürfen gegenüber dem König Ludwig XIV. und  dessen möglichen Unwissenheit zurückhät, mutet auf den ersten Blick etwas naiv an. Es könnte sich hier jedoch auch um Rhetorik handeln: Namlich das Kalkül, der König oder sein Nachfolger möge doch (in positivem Sinn) intervenieren, wenn er davon erfährt, wie die Konversionen tatsächlich bewerkstelligt werden. Dass die Histoire de France erst postum zu Ludwig XIV. (gest. 1715) erschienen ist, spricht nicht zwangsläufig gegen diese rhetorische Deutung, zumal die Entstehungszeit des Werkes wahrscheinlich bis in die Herrschaft Ludwigs XIV. zurückreicht.

▼ Buchauszug (Band 3, Ü: BfHG)

 

Von den Grausamkeiten, die 1703 gegen die Protestanten

der Cevennen verübt wurden

 

[561] „Ich erschaudere davor, hier die Qualen vor Augen zu führen, die sie gegen Personen angewandt haben, die keines Verbrechens gegen das Vaterland oder gegen göttliche und menschliche Gesetze schuldig waren. Die Einen, an den Füssen über einer Feuerstelle aufgehängt, wurden halb erstickt durch den Rauch oder wurden in ein Feuer hineingeworfen, von wo man sie erst wieder halb verbrannt [w. gebraten] herauszog. Die Anderen, mit Stricken unter den Armen aufgeknüpft, wurden in Brunnen unter Wasser getaucht, wo man ihnen androhte sie zu ertränken, wenn sie sich nicht der Römischen Religion anschließen würden. Sie haben sie während einer Dauer von sieben oder acht Tagen am Schlafen gehindert und man wandte alle Mittel an, um ihnen den Schlaf vorzuenthalten, bis sie durch die Schlaflosigkeit und das Schreckliche, was man ihnen antat, den Verstand verloren haben. Man band Väter und Ehemänner an Pfosten fest und vergewaltigte vor ihren Augen ihre Töchter oder ihre Ehefrauen. Anderen hat man die Fuss- und Fingernägel herausgerissen. Einige hat man von Kopf bis Fuss ausgezogen und sie mit Nadeln gespickt. Ich bin weit entfernt davon, dem König eine solch grauenhafte Unmenschlichkeit zur Last zu legen. Er wäre dazu gar nicht in der Lage. Und die einzige Schuld, von der ich wollte, dass er sich hierfür rechtfertige, ist seine geringe Sorgfalt in der Prüfung der Mittel, mit denen man die Bekehrung der Protestanten in seinem Königreich bewerkstelligt hat. Der Gerechtigkeit halber ihm gegenüber müssen wir annehmen, dass die, die ihn glauben machen wollten, diese Bekehrung wäre eine leichte, durch Milde zu bewerkstelligende Sache, sich große Mühe gaben, dass er niemals die Grausamkeiten erfahren würde, die sie in seinem Namen verüben. Er wäre ohne Zweifel erschaudert, wenn er erfahren hätte, dass seine Untertanen von der [protestantischen] Religion mit Gewalt herbeigeschleppt und zu den Füssen der Beichtväter gefesselt wurden; dass man ihnen gegen ihren Willen das in den Hals gesteckt hat, was die Römischen Katholiken das Heilige Sakrament nennen, und das sie sonst denjenigen unter ihnen sogar verweigern, die glauben, es nicht mit genügend Respekt und Heiligkeit empfangen zu können.“

▼ Extrait du livre (Tome 3)

 

Cruautez exercées contre les Protestants des Sevennes.

 

[561] "Je frémis d´avoir à retracer ici les suplices dont ils userent envers des personnes qui n´étoient coupables d´aucun crime envers la Patrie ou contres les Loix divines & humaines. Les uns pendus par les pieds étoient à demi étoufez par la fumée, ou étoient jettez dans un feu d´où on les retiroit à demi rotis; d´autres liez sous les bras avec des cordes étoient plongez dans des puits où on les menaçoit de les noïer, s´ils ne se faisoient pas de la Religion Romaine. Ils les empechoient de dormir durant l´espace de sept ou huit jours, & l´on mettoit tout en usage pour les priver du sommeil, jusqu´à ce qu´ils eussent perdu le sens par l´insomnie & par les fraieurs qu´on leur causoit. On attachoit des Peres & des Maris à des Poteaux, & on violoit à leurs yeux leurs filles, ou leurs épouses. A d´autres on arrachoit les ongles. On en depouilloit quelques uns des pieds jusqu´à la tête & on les lardoit d´épingles. Je suis bien éloigné d´imputer au Roi une si horrible inhumanité. Il n´en étoit point capable, & toute la faute dont je voudrois le pouvoir justifier, c´est le peu de soin qu´il eut d´examiner par lui même les moiens dont on se servoit pour procurer la conversion des Protestans de son Roiaume. La Justice veut même que l´on croie que ceux qui lui avoient fait envisager cette Conversion comme un projet facile à exécuter par les voies de la douceur, avoient grand soins qu´il ne sçeût jamais les cruautez qu´ils exerçoient sous son nom. Il auroit sans doute frémi, s´il eut appris que ses sujets de la Religion étoient trainez liez & garrotez aux pieds des Confesseurs; qu´on leur enfonçoit malgré eux dans la gorge ce que les Catholiques Romains appellent le St. Sacrement, & dont ils défendent l´approche à ceux d´entr´eux qu´ils ne croient pas en état de le recevoir avec assez de respect & de sainteté."