01 Die Dragonaden – Zwangskonversion der Protestanten

Lithographie von Godefroy Engelmann / © Bibliothèque nationale de France, Paris (F)
Lithographie von Godefroy Engelmann / © Bibliothèque nationale de France, Paris (F)

Lithographie von Godefroy Engelmann nach einer Zeichnung von 1686

Zeitzeugenberichte

»Man hat die Dragoner wie Hunde auf sie losgelassen, um sie durch alle Arten der Gewalt, Grausamkeit und Unmenschlichkeit zum Abschwören von ihrer Religion zu zwingen.«

Mémoires pour montrer... la jouissance de leurs biens

»Die Katholiken haben die Gewaltverbrechen von Kriegsleuten eingesetzt, um die Protestanten zum Religionswechsel zu zwingen. Und diese – mit Ausnahme von einigen wenigen – sind der Anfechtung erlegen.«
Nouvelles de la République des Lettres

»Sie wissen sicherlich, wie viele Tausend Häretiker wir durch die Macht unserer Dragoner in Frankreich innerhalb von nur einem Jahr bekehrt haben;  und durch die Doktrin dieser gestiefelten Apostel haben wir in nur einem Monat mehr Häretiker bekehrt als Christus und seine Apostel es in zehn Jahren hätten tun können.«
Père Lachaise über den Erfolg der Dragonaden

»Diese Dragoner […], die geschickter wären zu tödten, zu stehlen und Schandthaten auszuüben, als zu überzeugen, übeten nun auch in ihren Häusern [d.h. in den Häusern der Protestanten] alle Arten der Greuel aus; sie nothzüchtigten ihre Weiber und Töchter; sie schleppten sie, der königlichen Ordre zu Folge und unter dem Beystand der Pfaffen, mit gewaf[f]neten Händen vor die Altäre, und schrien ihnen ohne Unterlas[s] zu: Entweder zur Messe, oder todt!«

Schicksal der Protestanten in Frankreich

»Ich erschaudere davor, hier die Qualen vor Augen zu führen, die sie gegen Personen angewandt haben, die keines Verbrechens gegen das Vaterland oder gegen göttliche und menschliche Gesetze schuldig waren. Die Einen, an den Füssen über einer Feuerstelle aufgehängt, wurden halb erstickt durch den Rauch oder wurden in ein Feuer hineingeworfen, von wo man sie erst wieder halb verbrannt [w. gebraten] herauszog. Die Anderen, mit Stricken unter den Armen aufgeknüpft, wurden in Brunnen unter Wasser getaucht, wo man ihnen androhte sie zu ertränken, wenn sie sich nicht der Römischen Religion anschließen würden. Sie haben sie während einer Dauer von sieben oder acht Tagen am Schlafen gehindert und man wandte alle Mittel an, um ihnen den Schlaf vorzuenthalten, bis sie durch die Schlaflosigkeit und das Schreckliche, was man ihnen antat, den Verstand verloren haben. Man band Väter und Ehemänner an Pfosten fest und vergewaltigte vor ihren Augen ihre Töchter oder ihre Ehefrauen. Anderen hat man die Fuss- und Fingernägel herausgerissen.«

Histoire de France sous le règne de Louis XIV

»Am Morgen des 10. Novembers [1685] gab man bekannt, dass der Graf von Tessé einen Boten empfangen habe mit den Anweisungen, die gestiefelte Mission durchzuführen, das heißt, uns ohne Erbarmen zu verfolgen, um uns dahin zu bringen die Religion zu wechseln. Der Graf von Tessé […] begann daraufhin unverzüglich die offene Verfolgung, indem die römischen Katholiken von der bis anhin auch ihnen aufgetragenen Unterbringung von Truppen befreit wurden. Alle Truppen wurden neu und ausschließlich denen von der reformierten Religion auferlegt. Und kaum war diese Unterbringung vollzogen, da hörte man tausendfaches Jammern in der Stadt und sah das Volk mit tränenüberströmten Gesichtern durch die Straßen rennen. Die Ehefrau schrie um Hilfe, um ihren Ehemann zu retten, den man mit Hieben windelweich schlug, den man an den Kamin hängte, den man an die Füße des Bettes band, wo man ihm mit dem Dolch am Hals androhte ihn zu töten. Ebenso verzweifelt flehte der Ehemann um Beistand, um seine Ehefrau zu retten, die wegen den Drohungen, Schlägen und durch tausend Misshandlungen soeben eine Fehlgeburt erlitten hatte. Die Kinder schrien um Hilfe [w. Erbarmen]: ´Man tötet meinen Vater! Man vergewaltigt meine Mutter! Man steckt meinen Bruder auf einen Spieß!´ …….  Ich stoppe hier meine Schreibfeder, sie fällt mir aus den Händen, und diese traurige Erinnerung lässt mich so viele Tränen vergießen, so dass ich nicht mehr weitermachen kann, die Abscheulichkeiten dieser traurigen Tage zu beschreiben. Niemand wurde von diesen gnadenlosen Misshandlungen [w. Behandlungen] ausgenommen, weder Geschlecht noch Alter noch vornehme Personen, [...] und auch die armen Bauern nicht.«

Les Larmes de Jaques Pineton de Chambrun

»Die Reformierten, die durch die Mission der Dragoner zwangsbekehrt wurden, bewahren in ihrem Herzen nach wie vor die Liebe für ihre einstige Religion, aber sie wagen sie nicht zu zeigen, aus Angst erneut verfolgt zu werden.«
Nouvelles de la République des Lettres

»Es währete nicht lange, so bemächtig[t]en sich die Truppen der Pässe und der Thore der Städte, stelleten auf allen Strassen Wachen aus, und drungen mit blossen Degen in die Häuser und schrien: Stirb Hund! oder werde Catholisch! Sie griffen hierauf die Leute gewaltthätiger Weise an, und verübten die grös[s]ten Schandthaten an ihnen, um sie zur catholischen Religion zu zwingen. [...] sie prügelten etliche braun und blau und schleppten sie hernach in die Kirchen. Sie verhinderten sie 7 bis 8 Tage lang am Schlafe, und löseten sich unter einander ab, um Tag und Nacht auf sie acht zu haben, und sie wachend zu erhalten. Schlieffen sie, so gossen sie ihnen ganze Becken voll Wasser ins Gesicht, und machten ein unaufhörliches und grausames Geschrey, bis sie diese armen Leute um ihre Sinnen und Verstand gebracht hatten. Fanden sie Männer oder Weiber am hitzigen Fieber krank liegen, so waren sie so grausam, dass sie ein Dutzend Trommelschläger zusammen brachten, die um derselben Bette ein entsetzliches Gelerme anfiengen, um dieselben aller ihrer Vernunft zu berauben. [...] Was bisher gesaget worden, ist nur eine kleine Probe der grausamen Wuth, die an uns ist ausgeübet worden. In den allergrössten Verfolgungen hat die Hölle keine so teuflische und barbarische Mittel erfunden und sich derselben bedienet, als die Dragoner und Mönche. Diese Ungeheuer der menschlichen Natur, diese verabscheuungswürdige[n] Barbaren[,] die alle Menschlichkeit ausgezogen hatten, wendeten alle nur ersinnliche Mühe an, uns zu verderben und aufzureiben.«

Schicksal der Protestanten in Frankreich

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