Andrew Planche – Mitbegründer der Porzellanmanufaktur Royal Crown Derby

(v.l.n.r.) 1. Kaffeetasse von Royal Crown Derby, Notttingham Road (Derby, 1782-1806), mit handgemalten Rosen; 2. Warenzeichen (»Trademark«) von Royal Crown Derby / © Sammlung PRISARD
(v.l.n.r.) 1. Kaffeetasse von Royal Crown Derby, Notttingham Road (Derby, 1782-1806), mit handgemalten Rosen; 2. Warenzeichen (»Trademark«) von Royal Crown Derby / © Sammlung PRISARD

Familie und Ausbildung

Der hugenottische Goldschmied, Bijoutier (auch: »Juwelier«), Porzellantöpfer und spätere Theaterkünstler André Blanchet wird 1727 oder 1728 geboren und in der Londoner Kirche Ryder Court, St. Anne, Soho, getauft. Sein Vater, Paul Blanchet, ein Kaffeehändler und verheiratet mit Marie Anne Fournier, ist Sohn (anderen Quellen zufolge: Enkel) eines Hugenotten, der im Zuge der Verfolgung in Frankreich nach England flieht. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Antoine Plank, von Beruf Juwelier (Gold- bzw. Silberschmied).

 

Im Jahr 1740 beginnt André Blanchet eine siebenjährige Lehre beim Londoner Goldschmied Edward Mountenay in Foster Lane. In dieser Zeit anglisiert Blanchet seinen Namen, so dass er sich neu Andrew Planche nennt. Nach Abschluss seiner Ausbildung heiratet er 1747 Sarah Stone in der Kirche St. Pancras, London. Mit ihr hat er drei Söhne: Paul Edmund (*1751), James (*1752/1754, † 1754) und William (*1756). Daneben zeugt er mit Margaret Burroughd (auch: Borrows) unehelich einen Sohn namens James (*1756, »fils bâtard«).

Porzellanmanufaktur Royal Crown Derby

Um 1750 beginnt Planche in Derby als Töpfer mit der lukrativen Herstellung von Porzellanwaren. Ein Vertrag vom Januar 1756 dokumentiert seine Partnerschaft mit John Heath, einem Finanzier aus Derby, und William Duesbury, einem Emailleur. Ziel dieser in der Nottingham Road ansässigen Kooperation sind die Produktion von und der Handel mit sogenanntem »English China«, d.h. Porzellanwaren, einem für die damalige Zeit bei entsprechender Machart kostbaren Luxusgut.

 

Durch Übernahme des Londoner Konkurrenzunternehmens von Nicholas Sprimount expandieren Heath und Duesbury ab 1770 zum wohl größten Porzellanhersteller Englands. Als ihnen König George III. 1775 das Privileg eines Hoflieferanten verleiht (»Derby China Manufacturers to His Majesty«), fügen sie dem bisherigen Markenzeichen »D« (für »Duesbury«) die bis heute im Logo geführte königliche Krone hinzu. Ihren ursprünglichen Standort in der Nottingham Road verlässt die Porzellanmanufaktur 1848 und verlagert diesen an neue Produktionsstandorte wie die King Street (1848-1935) und die Omaston Road (1876 bis heute). Seit 1890 firmiert das nach wie vor existierende Unternehmen mit jeweils wechselnden Besitzern unter dem Namen »Royal Crown Derby Porcelain Co. Ltd.«

Theaterkarriere

Andrew Planche selber verlässt Derby und damit seine Partnerschaft mit Heath und Duesbury bereits Ende 1756 und arbeitet von da an erneut in London als Bijoutier für Anthony Planche & Co., dem in Westminster gelegenen Juweliergeschäft seines Onkels Antoine Planche. Den nach wie vor französisch klingenden Namen verändert Planche 1764 ein zweites Mal, indem er sich von nun an Andrew Floor nennt.

 

Zugleich startet er eine Theaterkarriere mit der Theatre Company of Comedians und tourt im Sommer desselben Jahres damit durch Nordengland. Ab 1768 arbeitet er schließlich für rund 30 Jahre als Souffleur am Orchard Street Theatre in Bath, Somerset. Er stirbt 1805 und wird auf dem Friedhof der Kirche St. James von Bath beigesetzt.

Weitere Familienmitglieder

James Robinson Planché (1796-1880) (Gemälde: Henry Perronet Briggs, um 1835) / © Quelle: Wikipedia (gemeinfrei)
James Robinson Planché (1796-1880) (Gemälde: Henry Perronet Briggs, um 1835) / © Quelle: Wikipedia (gemeinfrei)

Im Theatermilieu arbeitet auch Andrew Planches Neffe, James Robinson Planché (1796-1880): Als Autor von Dramen und Pantonimenstücken erwirbt er sich einen großen Ruf und wird in den Rang eines »Somerset Herald of Arms in Ordinary« des College of Arms in London erhoben. Sein Vater, Jacques Planché (1734-1816), der Bruder von Andrew Planche und verheiratet einer Cousine, Catherine Emily (geb. Planché, † 1804), hat seinerzeit in Genf eine Ausbildung zum Uhrmacher absolviert und sodann in seiner Geburtsstadt London als Assistent für Benjamin Vulliamy gearbeitet. Vulliamy kooperiert seinerseits mit der besagten Porzellanmanufaktur in Derby, indem er für seine Uhrwerke deren Porzellan einsetzt.

 

Bekannt ist auch John Douglas Planche: Dessen Vater, Pierre Antoine Planche, ist Ostindien-Handelskaufmann und ein Onkel von Andrew Planche. John Douglas Planche stirbt 1812 während eines Militäreinsatzes in Westindien, zuletzt im Range eines Hauptmanns des 60. Fußregiments.

Fayence-Museum »Château de Raissac«