Zeittafel zum Französischen Protestantismus – Deutsch

1483
10. November: Geburt von Martin Luther in Eisleben.

1509
10. Juli: Geburt von Johannes Calvin in Noyon (Picardie).

1510
Geburt von Bernard Palissy.

1517
31. Oktober: Thesenanschlag von Luther in Wittenberg (Beginn der Reformation in Deutschland und Frankreich).

1521
23. Januar: Exkommunizierung Luthers.

1521
Ausbreitung der reformatorischen Bewegung in Frankreich trotz Verfolgung.

1534
Flucht Calvins nach Basel.

ab 1536   
Calvin in Genf.

1538
Vertreibung Calvins aus Genf, Weggang nach Straßburg.

ab 1540
Ausbreitung der Lehren Calvins trotz zunehmender Verfolgung und Hinrichtungen.

1541   
Rückkehr Calvins nach Genf.

1546   
18. Februar: Tod Luthers.
 
1559
Vertreter von Gemeinden aus ganz Frankreich treffen sich in Paris zur ersten Nationalsynode: Gründung der Reformierten Kirche Frankreichs, Verabschiedung der "Confessio Gallicana" (Glaubensbekenntnis, ab 1571 auch "Confessio de La Rochelle" genannt) und "Discipline Ecclésiastique" (Kirchenordnung).

1561
Religionsgespräch von Poissy auf Veranlassung Katharina von Medici: Versuch eines Ausgleichs zwischen Katholiken und Calvinisten scheitert.

1562
1. März: Massaker von Wassy (Nordfrankreich): Truppen des Herzogs von Guise richten ein Massaker unter den Teilnehmern eines calvinistischen Gottesdienstes an und lösen damit die mehr als 30 Jahre dauernden Hugenottenkriege aus.

1562-1598
1.-8. Hugenottenkrieg (Machtpolitisch und religiös motivierter Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten).

1564
27. Mai: Tod Calvins.

1572
Bartholomäusnacht vom 23./24. August ("Pariser Bluthochzeit"): Die durch Katharina von Medici arrangierte Hochzeit zwischen dem Hugenottenheerführer Heinrich von Navarra (1553-1610) und Margarete von Valois, ihrer Tochter und Schwester des Königs Karl IX., soll die Reformierten und Katholiken im Land versöhnen. An den tagelangen Feierlichkeiten in Paris nimmt auch ein Großteil der protestantischen Elite teil. Ein missglückter Mordanschlag auf den hugenottischen Heeresführer Admiral Coligny (1519-1572) löst schließlich große Unruhe aus. Daraufhin lässt Katharina von Medici ein Massaker unter den anwesenden Protestanten anrichten. In dieser "Bartholomäusnacht" und den Tagen danach werden allein in Paris etwa 3000 Protestanten brutal ermordet. Heinrich von Navarra bleibt jedoch verschont. Schließlich wird das Blutbad auch auf andere Städte des Landes ausgedehnt und fordert insgesamt über 70.000 Opfer, u.a. in
Meaux, Troyes, Orléans, Bourges, Lyon, Saumur, Angers, Rouen, Toulouse und Bordeaux. Die Ereignisse führen dazu, dass viele Protestanten zum katholischen Glauben konvertieren oder ins Ausland flüchten.

1590
Tod von Bernard Palissy nach mehreren Jahren im Gefängnis (Bastille, Paris), wo er wegen seines protestantischen Glaubens eingesperrt worden war.

1594
Heinrich von Navarra, 1593 zum Katholizismus übergetreten, wird als Heinrich IV. König von Frankreich.
 
1598
13. April: Erlass des Edikts von Nantes durch Heinrich IV. Den Protestanten werden u.a. die Gewissensfreiheit, zivilrechtliche Gleichstellung, Zugang zu allen staatlichen und städtischen Ämtern sowie eine hinsichtlich der Gottesdienstorte zwar begrenzte, ansonsten relative freie Ausübung ihres Glaubens gewährt. Als Garantie ihrer Sicherheit erhalten die Protestanten eine Anzahl befestigter Städte.

1610
14. Mai: Ermordung von Heinrich IV. durch den fanatischen Anhänger der Liga und Mönch Francois Ravaillac.

1627
Kardinal Richelieu (1585-1642), der Berater von Ludwig XIII., lässt die wichtige protestantische Hafenstadt La Rochelle (Westfrankreich) belagern und hierzu u.a. die Stadt zum Atlantik hin durch einen Sperrdamm abriegeln. Etwa 15.000 von ursprünglich 20.000 Einwohner verhungern bis zur Kapitulation im Oktober 1628.

1643-1715
Regierungszeit von Ludwig XIV. (1638-1715) mit dem Ziel der Vernichtung der protestantischen Kirche in Frankreich.

ab 1660/61
Verschärfte Massnahmen gegen die Hugenotten.

ab 1679
Offene und systematische Verfolgung mit dem Ziel der Rekatholisierung (Angst und Schrecken durch Dragonaden).

1681
Dragonaden im Poitou: Rund 38.000 Protestanten bekehren sich unter Zwang zum Katholizismus.

1683
Dragonaden in den Cevennen.

1684
Geburt von Jean Marteilhe.

1685
Dragonaden in den protestantischen Gebieten Südfrankreichs, häufig Gesamtbekehrung der protestantischen Einwohner ganzer Dörfer und Städte.

1685
18. Oktober: Revokationsedikt (Edikt von Fontainbleau) zur Aufhebung des Edikts von Nantes. Wichtigste Bestimmungen sind:
1. Verbot des protestantischen Glaubens
2. Schließung und Zerstörung aller protestantischen Kirchen
3. Schließung aller protestantischer Schulen
4. Rekatholisierung aller Protestanten
5. Zwang zur Erziehung der protestantischen Kinder im katholischen Glauben
6. Bestrafung der Rückfälligen, d.h. der "Neukatholiken", die zum protestantischen Glauben zurückkehren
7. Landesverweis bekehrungsunwilliger Pastoren innerhalb von vierzehn Tagen. Kinder über sieben Jahre müssen zurückgelassen werden.
8. Verbot für Hugenotten, das Land ohne Erlaubnis zu verlassen oder ihren Besitz ins Ausland zu schaffen. Die Flucht ins Ausland wird mit Androhung der Galeerenstrafe für Männer sowie Gefängnishaft für Frauen untersagt.

 

ab 1685
Etwa 200.000 Hugenotten fliehen u.a. in die Schweiz, nach Deutschland, Holland und auf die britischen Inseln ("Grand Refuge").

 

1685
29. Oktober: Potsdamer Einladungs- bzw. Aufnahmeedikt zugunsten der aus Frankreich geflohenen Hugenotten.

 

1685

November: Zerstörung der reformierten Kirche von Charenton bei Paris.

 
1685-1686
Dragonaden in der Normandie, Picardie und weiteren Regionen.

 

1685-1787
Zeit der "Kirche der Wüste" (Église du Desert): Wegen der Verfolgung finden protestantische Gottesdienste nur noch heimlich statt, z.B. nachts oder an abgelegenen Orten.

 

1686
Beginn der heimlichen Versammlungen der Protestanten; Auftauchen erster Laienprediger in den Cevennen.

1686
Der Laienprediger Francois Vivent ruft die Protestanten zum bewaffneten Widerstand auf.

1688
Entstehung der von Propheten geleiteten "Inspirationsbewegung" in Südfrankreich.

1688
Beginn des Pfälzischen Krieges.

1689
19. Februar: Massaker an protestantischen Gottesdienstbesuchern (Vivarais).

1689
Claude Brousson (1647-1698) tritt seinen Dienst als "Pastor der Wüste" an.

1697
Ende des Pfälzischen Krieges durch den Friedensschluss von Rijswijk.

1698
4. November: Hinrichtung von Claude Brousson in Montpellier durch Rädern.

1700
Erstarken der "Inspirationsbewegung": Durch die vielen Hinrichtungen zerfällt die Zahl der Laienprediger, an ihre Stelle treten sogenannten "Propheten."

1701
Verurteilung von Jean Marteilhe auf die Galeeren als Rudersklave wegen versuchter Landesflucht.

1702
24. Juli: Ermordung des Abbé du Chaila in Pont-de-Montvert (Lozère) durch eine Gruppe von Kamisarden (protestantische Widerstandskämpfer).

1702-1710
Bewaffneter Aufstand der Protestanten in den Cevennen ("Kamisardenkrieg"). Dabei kommt es teilweise auch zu Übergriffen auf die (katholische) Bevölkerung.

1703
1. April: Massaker
in der Mühle von Agau unweit von Nimes (Gard) an den Teilnehmern eines heimlichen protestantischen Gottesdienstes.

1703
Zerstörung von 466 protestantischen Siedlungen und Zwangsumsiedlung ihrer Einwohner ("Verbrennen der Cevennen").

1704
Aufnahme von Kapitulationsverhandlungen durch den Kamisardenführer Jean Cavalier (1681-1740); ab 19. Mai Waffenstillstand; die Mehrheit der Kamisarden lehnt eine Kapitulation ohne Wiedereinführung der protestantischen Kultusfreiheit ab. Exil Cavaliers und einiger Getreuen in die Schweiz und später nach Irland, danach Waffenniederlegung vieler Kamisardenführer und ihrer Verbände.

1705
Hinrichtung der Kamisardenführer Henri Castanet, Ravanel und Catinat. Ausbruch des Propheten und Kamisarden Abraham Mazel aus dem Gefängnis "Tour de Constance" (Aigues Mortes) und Flucht mit Élie Marion nach Genf.

1706
Hinrichtung des Kamisardenführers Salomon Couderc.

1708/1709
Versuch eines neuen Kamisardenaufstands durch Abraham Mazel.

1710
Abraham Mazel stirbt bei seiner Verhaftung. Endgültiges Erliegen des Kamisardenaufstands.

1711
Jean Pierre Buis, einer der letzten noch in Freiheit lebenden Kamisarden, wird aus der Schweiz verschleppt und in Montpellier (Südfrankreich) hingerichtet.

1711
Geburt von Marie Durand in Le Bouchet-de-Pranles (Südfrankreich).

1713
Freilassung von Jean Marteilhe nach 12 Jahren auf den Galeeren.

1715
Heimliche Gründungssynode der "Kirchen der Wüste" in Montèzes nahe Monoblet (Gard), geleitet von Antoine Court (1695/6-1760). Beginn der Reorganisation der reformierten Kirche im Untergrund (Antiprophetische Ausrichtung).

1715
1. September: Tod von Ludwig XIV.

1730
Heirat von Marie Durand mit Matthieu Serres, wenig später Verhaftung.

1732
Hinrichtung des hugenottischen Geistlichen Pierre Durand, dem Bruder von Marie Durand.

1743
Geburt von Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne in Nimes (Südfrankreich).

1745
Hinrichtung des hugenottischen Geistlichen Jacques Roger.

1768
Freilasssung von Marie Durand nach 38jähriger Gefangenschaft im Tour de Constance (Aigues Mortes, Südfrankreich).

1776
Tod von Marie Durand.

1777
Tod von Jean Marteilhe.

1787
29. November: Toleranzedikt durch Ludwig XVI. (1754-1793), das den Protestanten zwar nicht Kultusfreiheit, jedoch bürgerliche Recht zusichert.

1789
Mitte Juli: Beginn der Französischen Revolution. Durch die Revolution auch für die Protestanten Zusicherung der Gewissensfreiheit, Zugang zu allen zivilen und militärischen Ämtern sowie das Recht auf freie Religionsausübung.

1790
Wahl von Rabaut Saint-Étienne zum Präsidenten der Nationalversammlung.

1792
Rabaut Saint-Étienne wird Mitglied des Nationalkonvents.

1793
21. Januar: Hinrichtung von Ludwig XVI. auf der Guillotine.

1793
5. Dezember: Hinrichtung von Rabaut Saint-Étienne auf der Guillotine.